Komm, wir gehen Pilze suchen

Lauenburg im Herbst - Es ist Sonntag. Und es regnet. Eigentlich gute Bedingungen, um sich in den Wäldern rund um die Elbestadt auf die Suche nach Pilzen zu machen. Habe ich lange nicht gemacht. Vielleicht war es einfach die Angst, an die falschen Pilze zu geraten. Doch heute, im Zeitalter von Smartphones und Pilzbestimmungs-Apps, kann man das Risiko zumindest minimieren, auch wenn man kein Pilzkenner ist.

Neben der App braucht man natürlich das obligatorische Körbchen und ein kleines Messer, um die begehrten Bewohner des Waldbodens bereits vor Ort zumindest grob zu säubern. Ich hatte außerdem die Kamera dabei, um ein paar besonders schöne Exemplare für die Ewigkeit festzuhalten.

Pilze im WaldKeine Steinpilze!!! Es ist schon erstaunlich, wie viele unterschiedliche Arten von Pilzen man am Waldboden entdeckt, wenn man wirklich mal darauf achtet (Foto: Holger Meyer).

Maronen und "Beifang"

Unser Ziel für heute war die Suche nach Maronen. Das hatte vor allem zwei Gründe: Maronen einige der wenigen Pilze, bei denen ich mir zutraue, diese ziemlich einwandfrei als genießbar zu bestimmen. Grund zwei ist, dass Maronen genau wie Steinpilze auch einfach super lecker und mit wenig Aufwand zu zubereiten sind.

Pilz im Walt

Kein Steinpilz, keine Marone, aber eine sehr schöne Erscheinung im dichten Moos des Waldbodens. Vermutlich ein Champignon, habe ich mich aber nicht rangetraut (Foto: Holger Meyer).

 

Pilz im Wald

Auch kein Steinpilz, aber groß und wunderschön. Laut Google-Bildersuche ein Blätterpilz und damit nicht genießbar. Also Finger weg! (Foto: Holger Meyer)

 

Frosch im Wald bei Lauenburg

Auch kein Steinpilz, sondern ein neugieriger Begleiter, der uns beim Pilzesuchen vor die Kamera hüpfte. Laut Google ein Scaphiopus holbrookii, also eine amerikanische Schaufelfußkröte :-). Naja Google, wer die wohl bei uns in Lauenburg ausgesetzt hat. Wir haben ihn Kermit getauft (Foto: Holger Meyer).

Boletus badius

So schimpft sich der Maronen-Röhrling, der in den Lauenburger Wäldern vorkommt. Wobei das Wort "häufig" zu unrecht suggeriert, dass die Wälder davon übersät sind. Der Pilz ist nicht so selten wie ein Steinpilz, für den laut Web schon mal 60 Euro pro Kilo aufgerufen werden.

Steinpilz im Wald bei Lauenburg

Hier haben wir einen Bilderbuch-Maronen-Röhrling gefunden. Man braucht schon wirklich gute Augen, Glück und Geduld, will man diesen Pilz am Waldboden entdecken (Foto: Holger Meyer).

Wo kann man denn nun Maronen in Lauenburg finden?

Dass man in den Wäldern von Lauenburg Maronen finden kann, hatten wir im Freundeskreis gehört. Doch wo genau man suchen muss, wollte uns niemand verraten. So hat eben jeder Pilzsammler seine ganz persönlichen Jagdreviere und teilt sie natürlich nicht mit der Konkurrenz. Wir hatten deswegen gar nicht erwartet, auch nur einen Pilz zu fangen. Umso größer war die Freude, als wir den ersten im grünen Moos erspähten. Und? Soll ich verraten, wo wir gesucht haben? Okay, weil ihr es seid. Wir waren im Wald nahe dem Forsthaus Glüsing unterwegs.

Steinpilz im Wald bei Lauenburg

Und noch einer. Im Gegensatz zu Champignons zählt die Marone zu den Röhrenpilzen, weil sich unter dem Hut keine Lamellen, sondern lange Röhren befinden (Foto: Holger Meyer).

 

Putzen und zubereiten

Mit unserer wertvollen Fracht im Körbchen ging es dann nach zwei Stunden Waldluft zurück nach Hause in die Küche. Hier musste ich dann erstmal googlen, was von der Marone man alles essen kann und wie man die edlen Schwammerl denn überhaupt putzt.

Frische Steinpilze ungeputzt

Unsere Ausbeute: Viele wunderschöne Maronen, aber alle noch ungeputzt. Okay, wer genau hinsieht erkennt, dass es ich bei dem Pilz vorne links um eine andere Sorte handelt. Den haben wir besser aussortiert (Foto: Holger Meyer).

 

Man kann die Röhren mitessen

Muss man aber nicht. Am Ende ist es Geschmackssache. Solange diese hell und fest sind, spricht eigentlich nichts dagegen. Sie sorgen aber für eine komische Konsistenz und schmecken nicht so dolle. Da wir mit dem Sammeln Mitte Oktober spät dran waren, hatten sich die Röhren unserer Maronen bereits verfärbt. Deswegen habe ich sie mit einem Messer vorsichtig abgelöst.

Steinpilz putzen

Mit einem Schälmesser kann man die Röhren gut ablösen. Kenner trocknen diese und mahlen sie zu einem Pulver, mit dem sich dann Saucen verfeinern lassen. (Foto: Holger Meyer).

 

Sisyphusarbeit

Man sitzt schon etwas dran, die Pilze zu putzen. Auf keinen Fall soll man Pilze waschen. Sie saugen sich dann mit Wasser voll und verlieren stark an Geschmack. Am besten einfach mit dem Messer die unschönen Stellen herausschneiden und abkratzen. Den Stil einmal durchschneiden, um zu prüfen, ob auch keine Maden im Pilz sind. Vegetarier könnten damit ein Problem haben 😉

Geputzte SteinpilzeGeputzte Maronen: Sehen schon lecker aus. Sollten die Hüte etwas angefressen sein, ist das kein Problem. Auch Schnecken und Würmer haben gefallen daran. Einfach mit dem Messer wegschneiden (Foto: Holger Meyer).

 

Rezept für "Maronen à la Holgi"

Eine gute Küche zeichnet sich vor allem durch Einfachheit aus. Ich hasse Rezepte mit 30 Zutaten, von denen man teilweise noch nie gehört hat. Deswegen mag ich dieses Pilz-Rezept: Es ist so herrlich einfach, dass jeder es hinbekommen kann.

Zutatenliste für drei Personen:

  • 416 Gramm Maronen (soviel blieb nach dem Putzen übrig)
  • 1 Scharlotte
  • 1 Zwiebel
  • 2 Esslöffel Schmand
  • 1 gutes Stück guter Butter
  • Pfeffer und Salz
  • Etwas Schnittlauch

Zutaten für Steinpilzpfanne

Schon übersichtlich, oder? Wir wollen den einzigartigen Geschmack der Pilze ja nicht mit irgendwelchen anderen exotischen Dingen verfremden, sondern das Maximum an Aroma herauskitzeln (Foto: Holger Meyer)

 

Und so geht's

Die Pilze kleinschneiden. Scharlotten und Zwiebel in kleine Würfel schneiden. Die Butter in der Pfanne erhitzen. Zwiebel und Scharlotte darin glasig braten. Erst dann die Maronen hinzugeben und 5 Minuten mitbraten. Alles salzen und dann gelegentlich wenden.

Zwiebeln in Butter anbraten

Zwiebeln und Scharlotten in Butter glasieren... (Foto: Holger Meyer)

 

Steinpilze in der Pfanne

Die geschnittenen Maronen dazugeben... (Foto: Holger Meyer)

 

Nach 5 Minuten etwas Wasser dazugeben, damit sich die Aromen aus den Pilzen lösen. Das Wasser verdampft und der Geschmack der Maronen sammelt sich im Pilzfond. Nun geben wir den Schmand dazu und lassen alles bei kleiner Hitze weiter einkochen. Mit Pfeffer und Salz würzen. Kurz vor dem Servieren noch den Schnittlauch dazugeben und unterrühren. Fertig!

Rezept für Steinpilzpfanne

Schmand unterrühren... (Foto: Holger Meyer)

Dazu passen Kartoffeln oder, wie bei mir, einfach geröstetes Toastbrot mit Butter. Echt total lecker - wenn man auf Pilze steht.

Steinpilze auf Toastbrot

Hammer. Sooo simple und sooo lecker (Foto: Holger Meyer)

 

Fazit

Ob Lauenburg eine Maronen-Hochburg ist, kann ich noch nicht abschließend beurteilen. Aber es gibt auch hier leckere Pilze, die man auch als unstudierter Mykologe relativ sicher als solche bestimmen kann. Außerdem macht das Pilzesammeln sehr viel Spaß, man ist draußen in der Natur und entschleunigt ganz nebenbei Körper und Geist.

Aber ehrt und achtet die Natur! Trampelt nicht alles kaputt, sondern respektiert den Lebensraum Wald und nehmt Rücksicht auf die dortigen Bewohner. Haltet euch an die gesetzlichen Bestimmungen und sammelt nur für den eigenen Bedarf. Dann haben auch andere noch die Chance, in den Genuss der Köstlichenkeiten aus heimischen Wäldern zu kommen.

 

 

Scroll to top