Making of: So schrumpft man Lauenburg auf Modellbahngröße

Oft sind es die kleinen Dinge im Leben, die einem Freude bereiten. Die Idee, diese Art von Video für Lauenburg zu drehen, kam mir schon vor vielen Jahren, als ich zum ersten Mal das Video "The Sandpit" sah. Millionenfach geklickt und auch heute noch faszinierend. Doch was so einfach und spielerisch daherkommt, ist in Wirklichkeit ein richtiges Stück Arbeit.

Schloss Lauenburg

Das Verfahren nennt sich "Tiltshift"

Der Effekt entsteht durch das nachträgliche Bearbeiten von Fotos und Video. Das kann man mit Tiltshift-Generatoren machen oder manuell. Meine ersten Experimente hatte ich mit Fotos gestartet, aber der Effekt, den man mit den Generatoren erzeugt, war nicht so beeindruckend. Also habe ich mir die Frage gestellt, welche Faktoren genau für das Erreichen dieses Miniatureffekts verantwortlich sind:

  • Die Perspektive: Eigentlich muss man nur Menschen betrachten, die vor einer Modelleisenbahnanlage stehen. Man braucht eine erhöhte Perspektive auf das Motiv, aber nicht zu steil. 30 bis 45° Grad sollte der Winkel sein für den optimalen Effekt.
  • Das Motiv: Besonders gut eignen sich Szenen, in denen sich viele Menschen oder Fahrzeuge bewegen. Das kann eine belebte Straße sein oder Schiffe, die auf einem Fluss fahren. Auch Bagger und andere Baumaschinen bieten perfekte Motive.
  • Die Geschwindigkeit: Alle Sequenzen im Lauenburg-Video sind um das 6-fache beschleunigt. Ich versuche immer, etwa 7-Sekunden-Clips zu erzeugen, so dass ich beim Schneiden auf die Musik immer noch etwas Spielraum habe, um etwas wegzuschneiden. Das heißt, ich filme immer mindestens 42 Sekunden aus derselben Position und wechsle erst dann zur nächsten Einstellung
  • Die Farben: Mehr Kontrast und übertrieben viel Sättigung. Damit wirken die Objekte künstlicher und wie aus Plastik, was den Spielzeug- und Miniatureffekt noch weiter verstärkt
  • Die Schärfentiefe: Per Software lässt sich die Bildschärfe auf einen sehr kleinen Bereich begrenzen. Alles andere außerhalb des Bereichs ist dabei unscharf. Dabei werden Entfernungen von Objekten konsequent ignoriert, weil weiter Entferntes ja noch unschärfer sein müsste. Auch diese falsche Unschärfe unterstreicht den Effekt.
Ruferplatz Lauenburg

Schritt 1

Filmaufnahmen

Die meisten Aufnahmen sind mit der Drohne entstanden. Ich nutze dafür eine ältere DJI Mavic Mini 1. Da diese nur 249 Gramm wiegt und damit die Grenze von 250 Gramm nicht übersteigt, darf man damit a) ohne Drohnenführerschein und b) auch näher an Häuser und andere Objekte fliegen, als mit einer großen Drohne.

Natürlich müssen auch hier datenschutzrechtliche Vorgaben eingehalten und z.B. darauf geachtet werden, dass Personen nicht zu erkennen sind. Im Zweifel lieber immer Fragen und darauf Hinweisen, bevor man die Drohne startet. So sind die Aufnahmen in der Marina auch erst nach Genehmigung entstanden.

Drohne
Filmora im Einsatz

Schritt 2

Filmsequenzen erstellen

Nach dem Sichten und groben Zuschneiden werden die einzelnen Filmsequenzen in die Video-Software importiert. Ich nutze das Programm "Filmora". Das ist auch für Anfänger schnell und intuitiv zu bedienen, bietet für Fortgeschrittene Anwender aber in den Tiefen auch Profi-Funktionen. Einmal importiert kann man eine Filmsequenz auf eine der Videospuren legen und dann den Clip um den Faktor 6 beschleunigen. Anschließend wird der Clip dupliziert und auf die Spur darüber gelegt. Beide identischen Clips liegen jetzt deckungsgleich übereinander.

Schritt 3

Unschärfe und Maske

Der untere Clip wird nun unscharf gemacht. Auch dafür gibt es in Filmora einen Filter. Je öfter man diesen auf den Clip legt, desto unschärfer wird das Motiv. Und auf den oberen Clip legen wir eine Maske, die nach oben und unten sanft ausfadet. Diese habe ich in Photoshop erstellt. In Filmora kann die Höhe der Maske und die Y-Position verschoben werden, so dass man sehr genau steuern kann, welcher Bereich scharf werden soll.

Unterer Clip unscharf.

Oberer Clip maskiert und scharf.

Schritt 4

Farben und Colorgrading

Jetzt müssen noch die Farben verstärkt werden. Dazu verwende ich im Schritt eine Colorgrading-Datei, die man in Filmora importieren kann. Darin sind unzählige Werte fest definiert, um bestimmte Stimmungen zu erzeugen. Anschließend versuche ich, die unterschiedlichen Lichtverhältnisse der einzelnen Clips anzugleichen und bestimmte Bereiche, wie z.B. den Himmel, noch blauer zu machen.

Schritt 5

Musikauswahl

Die Auswahl der richtigen Musik kann die Stimmung des Videos maßgeblich beeinflussen. Filmora hat bereits eine große Auswahl an Musiktiteln verschiedenster Stilrichtungen dabei, so dass man für die ersten Versuche auf jeden Fall fündig wird. Wichtig ist, dass die Rechte an der Musik geklärt sind und für eine Veröffentlichung z.B. bei YouTube zugelassen sind. Sonst kann es schnell teuer werden, wenn man abgemahnt wird.

Schritt 6

Exportieren und fertig

Am Ende muss man den fertigen Film nur noch exportieren. Je nach Anzahl der Effekte, Länge des Videos und Power des Rechners kann schon mal einige Minuten dauern. Man erhält dann ein mp4-Format, das man dann auf YouTube oder der eigenen Website veröffentlichen kann.

Raddampfer Kaiser-Wilhelm
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