Der Alte Markt beim Hochwasser 2013 in Lauenburg

Gerade mal zwei Jahre hat es gedauert, bis das nächste Jahrhunderhochwasser die Elbestadt heimgesucht hatte. Dabei sollte das Hochwasser der Elbe den Prognosen zufolge den höchsten Stand erreichen, der jemals in Lauenburg gemessen wurde.

Eine Chronologie der Ereignisse.

Hochwasser in Lauenburg - Eine Chronik

Ursache und Auslöser

Das Drama begann schon im Mai, weit weit entfernt von Lauenburg/Elbe.

Vom 22.5.-02.6. bestimmten zwei Regengebiete das Wettergeschehen im Elbegebiet und führten insbesondere im Süden und Südosten Deutschlands sowie im Westen der Tschechischen Republik zu kräftigem Dauerregen. So fielen im Bergland Sachsens und Thüringens vom 30. Mai bis 2. Juni allein in diesen vier Tagen großräumig Niederschlagsmengen von ca. 200 Litern pro Quadratmeter . Zu viel für den ohnehin schon vollgesogenen Boden.

Vorbereitungen auf das Hochwasser

Trügerische Idylle in Lauenburg.

In Lauenburg wurde die Entwicklung zwar mit Sorge wahrgenommen. Dass sich aus diesen Wassermassen ein Rekordhochwasser entwickeln sollte, ahnte in dem beschaulichen Städtchen noch niemand. Das Wetter war bestens und der Pegel der Elbe lag mit knapp fünf Metern absolut im Rahmen.

Lauenburg wird nervös

Die Sache mit den Prognosen.

Elbaufwärts wurden nach und nach die Prognosen vom tatsächlichen Pegel übertroffen: Die starken Niederschläge im Quellgebiet der Elbe könnten für Lauenburg nun doch zum Problem werden. Die Berechnungen der Experten ließen Schlimmstes befürchten, so dass am Mittwochnachmittag, den 05.06.2013 im Landkreis Herzogtum Lauenburg der Katastrophenalarm ausgelöst wurde. Gleichzeitig fingen hunderte Einsatzkräfte und Freiwillige an, Sandsäcke zu füllen.

Warten auf die Flut beim Hochwasser 2013 in Lauenburg

Es ist paradox: Die Elbe ist noch niedrig, aber wir müssen den Leuten vermitteln, ihre Wohnungen zu verlassen. Aber das Wasser kommt.

Thomas Grimm, Einsatzleitung

 

In der gesamten Altstadt herrscht mittlerweile Fahrverbot. Die Altstadt soll zudem von Samstagmorgen bis Montagmorgen für Fußgänger gesperrt werden, um Schaulustige abzuhalten. Für die Bewohner der Altstadt wurde dann am Mittwochabend in der Heinrich-Osterwold-Halle über die geplante Evakuierung informiert. 300 Anwohner der Elbstraße sollten am Freitag ihre Wohnungen und Häuser verlassen.

Das Wasser kommt

Evakuierung in der Nacht.

Die für Freitag angekündigten Evakuierungen wurden zunächst ausgesetzt und die Prognosen nach unten korrigiert. Es gab vorsichtige Entwarnung - bis Sonntagnacht. Dann überschlugen sich die Ereignisse. 10,15 Meter wurden plötzlich für Donnerstag, den 13.06. prognostiziert. Das wären knapp 30 cm mehr als beim bisherigen Rekordhochwasser von 1855. Damals stieg der Fluss bis auf 9,88 Meter. Noch in der Nacht wurden die Bewohner mit Sirenen geweckt und sie mussten ihre Häuser verlassen.

Gullideckel mit Beschriftung beim Hochwasser 2013

Naturgewalt

Das Hochwasser schien den Kampf zu gewinnen.

Nachdem der Pegel der Elbe am Montagnachmittag auf 9,30 Meter stieg, mussten die Behörden die Lauenburger Altstadt nahezu aufgeben. "Der Strom in der Elbstraße wurde bereits abgeschaltet. Auch die Pumpen haben in dem Bereich die Arbeit eingestellt“, so der Sprecher des Krisenstabes, Karsten Steffen. „Das Wasser kommt jetzt durch die Kanalisation.” Die Sandsackwälle hielten am Montagnachmittag aber noch. Rund 75 000 Stück sind allein in der Lauenburger Altstadt aufgeschichtet worden.

Der Pegel stagniert. Endlich.

11. Juni 2013, 15:49 Uhr: Vorsichtiges Aufatmen in Lauenburg: Der Pegelstand der Elbe hat sich am Dienstag über Stunden kaum noch erhöht. Am Nachmittag wurden 9,60 Meter gemessen, Stunden zuvor waren es 9,59 Meter, sagte Feuerwehrsprecher Thomas Grimm. "Wir hoffen, dass es jetzt das Ende ist." Ob der Hochwasser-Scheitel aber wirklich erreicht sei, bliebe abzuwarten. Eigentlich war der Höchststand erst für Mittwoch oder Donnerstag vorhergesagt worden.

Elbaufwärts in Fischbeck war ein Deich gebrochen und das Wasser hat ein großes Wohngebiet überflutet. Nur dadurch stieg die Elbe in Lauenburg nicht weiter. So eng liege Glück und Unglück beieinander.

Hochwasser an der Zündholzfabrik

 

Der Lösch- und Ladeplatz ist nicht mehr zu sehen. Wo sonst die Autos und Busse parken hat sich die Elbe breit gemacht.

Hier hilft nur noch Abwarten und Hoffen. Die Pumpen wurden abgestellt. Der Strom ebenfalls. Das Wasser drückt durch die Kanalisation in die Elbstraße. Die Sandsackbarrieren verhindern, dass das Wasser durch die Straße fließt.

 

Schwimmbagger fischen Baustämme aus der Elbe, die die DLRG mit kleinen Booten gesichtet hat. Bei einer Fließgeschwindigkeit von 8 Metern pro Sekunde werden Baumstämme zur echten Gefahr für die Deiche.

Traurige Berühmtheit

"Große Anteilnahme" in den Medien.

Durch seine exponierte Lage direkt an der Elbe und aufgrund von Berichten, dass das Hochwasser sogar die historischen Häuser an den Rand des Einsturzes bringen könnten, rückte unsere Stadt in das Zentrum der medialen Berichterstattung. Ob Tagesschau oder RTL-Aktuell, Lauenburg war plötzlich in aller Munde: "Mama, guck mal. Lauenburg ist im Fernsehen." 

Auch viele Minister nutzten die Bühne für medienwirksame Auftritte. Sogar die Kanzlerin war in Lauenburg und versprach schnelle und unbürokratische Hilfe. Fragen Sie besser nicht die direkt betroffenen Lauenburger, die noch Monate auf das Geld warten durften und die Restaurierung der gefluteten Häuser mit eigenen Mitteln leisten mussten.

Es muss was geschehen

2013 - 9,58 m

2011 - 9,22 m

2006 - 9,12 m

2002 - 8,70 m

Normal 5,37 m

Die Häufung der Hochwasser ist schon bedenklich und es kann ganz schnell wieder passieren. Der Klimawandel beschert uns feuchtere Winter und es ist nur ein Frage der Zeit, bis das nächste Jahrhunderthochwasser auf Lauenburg zu rollt. Immerhin hat das auch die Politik erkannt und sucht ernsthaft nach einem Konzept für den Hochwasserschutz. Doch bis aus dem Konzept Realität wird und auch die Finanzierung gesichert ist, wird noch sehr viel Elbewasser an Lauenburg vorbeirauschen. Hoffentlich nicht wieder über 8,00 Meter.